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Polar Routen e.V.
Internationale Vereinigung für
Wandern und Naturschutz in Grönland
 
 
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Der Campingplatz in Kangerlussuaq

Der Campingplatz in Kangerlussuaq war aber 2014 gerade geschlossen worden. Über Jahre hinweg war er der Polar-Lodge bzw. ihrem Träger (nach meiner Kenntnis unentgeltlich oder gegen ein symbolisches Entgelt) vom Flughafen überlassen worden. 2014 war dieser Träger "World of Greenland / Arctic Circle (WOGAC)", wie der englische Name sagt, ein dänisches Reiseunternehmen, dem (außer dem Flughafenhotel und dem Vandrehjem) in Kangerlussuaq so ziemlich alles gehört, was mit Tourismus zu tun hat: die Polar-Lodge, das Old Camp, Roklubben (der Ruderklub), das Museum, die "Touristeninformation" und nicht zuletzt die vielen Busse und Trucks, die ankommende Touristen zum Russell-Gletscher und zum Inlandeis (Point 660) fahren. In Ilulissat sind die Besitzverhältnisse ähnlich. Inzwischen ist "World of Greenland / Arctic Circle" zu "Albatros Arctic Circle" geworden. Und 2014 war WOGAC zu dem Ergebnis gelangt, dass sich der Campingplatz, wie man heute in Deutschland sagt, "nicht mehr gerechnet" hat. Und so hat man ihn einfach geschlossen und ein Schloss vor das blaue Haus gehängt. Natürlich durfte man dort dann noch zelten wie überall in Grönland, aber das Wasser wurde abgestellt, die Toilette (im blauen Haus) geschlossen und die Benutzung der Dusche in der Polar-Lodge untersagt.
Da ist mir die Idee gekommen, dass doch der Förderverein Polar-Routen e.V. den Campingplatz wiedereröffnen und als Startpunkt für das geplante Projekt zum Wanderweg nutzen könnte. Nach einiger Recherche fand ich heraus, dass das Grundstück des Campingplatzes (alle Grundstücke sind Gemeineigentum in Grönland) der Verfügung der Zentralregierung in Nuuk unterstand, die den Flughafen in Kangerlussuaq mit der Verwaltung beauftragt hatte. Also stellte ich - am 1. September 2014 - einen Antrag auf Arealzuteilung an den Flughafen zusammen mit einem Kaufantrag für das Blaue Haus auf dem Campingplatz. Dass drei Wochen später bei meiner Heimreise noch keine Antwort vorlag, ist nicht verwunderlich. Als ich aber 10 Monate später wieder in Grönland war und Rita, die damalige Flughafenchefin, fragte, was aus dem Antrag geworden sei, antwortete sie mir, damit habe sie nichts mehr zu tun.
Grönland ist ein Land mit einer kleinen Einwohnerzahl (56.000), einer großen Fläche (2.166.000 km²) und einer beachtlichen Bürokratie. Unterwegs zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut habe ich meinen Weg bisher immer mühelos selbst gefunden, in dem bürokratischen Labyrinth aber hätte ich mich jetzt verirrt, wenn nicht Laust Løgstrup, der Vize-Gemeindedirektor mir zu Hilfe gekommen wäre. Sein Anruf im Innenministerium führte in fünf Tagen zu einer Lösung. Das Grundstück des Campingplatzes wurde der Kommune zur Verwaltung übertragen, und Laust rief mich im September 2015, kurz vor meiner Rückreise, an und sagte mir, ich solle den Schlüssel beim Flughafen abholen. Den konnte Lars, der die Technik dort verwaltet, zwar nicht mehr finden, aber mit einem großen Hammer schlug er das Vorhängeschloss auf. In weiser Voraussicht hatte ich mir zuvor ein neues Vorhängeschloss in Sisimiut gekauft. Ich hatte jetzt den faktischen Zugang zum Haus auf dem Campingplatz, aber der rechtliche Status musste noch geklärt werden. Das hat noch etwas mehr als ein Jahr gedauert; im September 2016, unmittelbar nach meiner Rückreise aus Grönland, erhielt der Verein einen Mietvertrag. Mieter ist der Verein im Rahmen der Zielsetzung seiner Satzung und gegen eine symbolische Jahresmiete von 1 dänischen Krone, aber unter der Bedingung, dass der Campingplatz nur von unbezahltem Personal bewirtschaftet werden darf, und u.a. mit der Auflage, dass der Verein die Gäste auf dem Campingplatz und die Wanderer auf der Polar-Route über die diesbezüglichen Intentionen der Kommune informiert und deren feedback an die Kommune zurückleitet.
Im Sommer 2016 musste das Haus erst einmal dringend innen und außen neu gestrichen werden. Allein für das, was die Farbe gekostet hat, hätte ich in Berlin eine Totalrenovierung des Hauses bekommen. Als ich im Flughafen (der in Kangerlussuaq für die kommunale Ver- und Entsorgung zuständig ist) darum bat, die Wasserleitung zum Campingplatz wieder aufzudrehen, erlebte ich eine Überraschung: Die Wasserleitung zwischen zwei Häusern, von der aus der Anschluss zum Campingplatz führte, war erneuert worden; und dabei war der Abzweig zum Campingplatz entfernt worden. Ich könnte aber durchaus - auf eigene Rechnung - eine völlig neue Wasserleitung verlegen lassen: Kostenpunkt ca. 30.000 DKK oder 4.000 €. Als ich mich im Haus umsah, fand ich dort einen alten Wassertank mit ca. 700 l Fassungsvermögen. Auf meine Frage im Flughafen, ob vielleicht der Anschluss des Wassertanks billiger wäre, erhielt ich die Antwort: "Na klar, kostet vielleicht die Hälfte." Misstrauisch geworden, setze ich mich mit Teddy, einem Klempner im Ort, in Verbindung. Der sah sich die Sache gleich an und meinte: "Kein Problem." Er komme nach Feierabend vorbei. Auf meine vorsichtige Frage, was das denn kosten würde, sagte er kurz: "Sechs Tuborg!"
Die nächste Überraschung kam, als der Tank zum ersten Mal mit dem Tankwagen gefüllt wurde. Der Tank hat ein Überlaufrohr, aus dem Wasser austritt, wenn der Tank voll ist. Obwohl schon weit mehr als 700 l eingefüllt waren, trat dort aber kein Wasser aus. Stattdessen kam es unten aus dem Haus heraus. Der Wassertank war nämlich im Winter einmal geplatzt und hatte am oberen Ende einen Spalt von ca. 1,5 cm Breite. Zum Glück aber nur dort, denn als das Wasser aus dem Haus abgelaufen war, da war der Tank immer noch voll. Leider aber kam es nicht aus der Wasserleitung, denn der Abfluss vom Tank war anscheinend verstopft. Aber alle Versuche, die Verstopfung zu beseitigen, schlugen fehl. So habe ich denn den Anschluss, den Teddy montiert hatte, wieder abgeschraubt und mit einem Schlauch für eine Campingdusche verbunden und den dann durch den Spalt in den Tank gelegt. Aus dem Schlauch musste ich dann mit dem Mund das Wasser heraussaugen und ihn schnell mit der Wasserleitung verbinden. Und siehe da, das erste Wasser kam aus der Leitung. Ein par Tage später kam Erik vorbei und brachte mir eine Matratze von einem alten Schlafsofa, eine Kostbarkeit, die es in Kangerlussuaq nirgendwo zu kaufen gibt. Als ich Erik stolz meinen Wasseranschluss zeigte, sagte er mir, dass der Abfluss des Tanks nicht verstopft, sondern durch ein Ventil versperrt sei. Also holte ich noch einmal sechs Tuborg und bat Teddy, das Ventil zu entfernen. Seitdem läuft das Wasser, aber nur wenn der Tank voll ist.
Und weil man vieles für eine solche Renovierung in Kangerlussuaq gar nicht bekommt, musste ich die Arbeiten im Sommer 2017 fortsetzen. Mit einer Sperrholztrennwand habe ich einen kleinen Schlafraum von meinem Büro/Office/Kontor abgetrennt. Und es gibt jetzt eine Freiluftdusche. Wer vorher Wasser mit dem Campingkocher erhitzt, kann sogar warm duschen. Außerdem gibt es eine Photovoltaik-Anlage, die Strom für den Computer oder zum Handy-Aufladen liefert. Außer der Matratze von Erik, die ich zu einem Schlafsofa ausgebaut habe, gibt es im Haus jetzt auch vier Stahlrohr-Betten, die ich von dem Platz geholt habe, wo jeder in Kangerlussuaq Sachen sucht, die man dort nicht kaufen kann, und jede/r die Sachen hinbringt, die er/sie nicht mehr braucht. Ich spreche von der Kippe. Wer also bei Regen oder Sturm auf den Campingplatz kommt, kann auch in einem Bett im blauen Haus schlafen - und das sogar ohne Aufpreis.
Nach der Vereinbarung (dem Mietvertrag) mit der Kommune beträgt der Regelpreis für eine Übernachtung 60,00 DKK (das sind 8,00 €) für eine erwachsene Person pro Nacht. Kinder bis 16 Jahre bezahlen nichts. Massentourismus gibt es in Grönland (noch) nicht; deshalb ist es zu einem niedrigeren Preis nicht machbar.
Da ich den Wanderweg recht gut kenne (wenigstens besser als die, die schlaue Bücher über ihn geschrieben haben), kann ich auch jede/n, der oder die ihn erwandern will, ausführlich beraten, was nichts kostet und wofür ich mir gerne auch Zeit nehme. Auch ist jede/r - ob Campinggast oder nicht - in der blauen Villa Malimmut willkommen zu einem Tee, einem Kaffee oder einer Tasse Qajaasaq (grönländische Spezialität, in Kanada auch "Labrador Tea" genannt) willkommen. Also: seht einfach einmal vorbei, wenn Ihr in Kangerlussuaq seid!

Wie soll es weitergehen?

Wie Ihr auf dieser Internetseite sehen könnt, gibt es in der Gemeinde Qeqqata einen Plan, teils unter Nutzung der Trasse der Polar-Route, teils parallel zu ihr, eine Straße für Quods/ATVs zu bauen. Auf dem Campingplatz und auf der Polar-Route habe ich keinen Wanderer getroffen, der oder die das gut gefunden hätte. Deshalb haben 2016/17 dreihundert Wanderer - Touristen aus dem Ausland wie Einheimische - ein Memorandum (Petition) unterschrieben und die Gemeinde gebeten, dies noch einmal zu überdenken und davon Abstand zu nehmen - leider bisher ohne Erfolg. Wir haben noch nicht einmal eine Antwort bekommen. So habe ich die 300 Unterschriften als Mandat interpretiert, eine umfangreichere Petition an Regierung und Parlament von Grönland, an die dänische Regierung als Vertragspartei der UNESCO und an die UNESCO geschickt. Sie ist - als UNESCO-Dokument - in englischer Sprache geschrieben und kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden. Schließlich hat Grönland die Gegend, durch die die Polar-Route führt, zum Welterbe erklärt; das heißt, der Schutz dieser Region geht uns alle etwas an.
Ich möchte Euch deshalb bitten, diese Petition zu unterstützen und in der Öffentlichkeit darauf hinzuweisen.
Außerdem muss jetzt unser Verein mit Leben erfüllt werden. Deshalb rufe ich Euch auf, ihm als Mitglieder beizutreten.
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